Berücksichtigung des Parameters Niederschlag auf die Fledermaus-Abschaltung an Windenergieanlagen

Frage

Gibt es wissenschaftliche Belege für die Berücksichtigung des Parameters Niederschlag bei WEA-Abschaltungen zum Fledermausschutz? Solche finden sich nämlich nicht im Zusammenhang mit den entsprechenden Hinweisen in den bundesweiten Leitfäden.

Vollständige Antwort

Im Forschungsvorhaben RENEBAT I (Brinkmann et al. 2011) wurde die Aktivität und damit die Gefährdung von Fledermäusen im Rotorbereich von WEA in Abhängigkeit von der Jahres- und Nachtzeit, meteorologischen Parametern (Windgeschwindigkeit, Temperatur und Niederschlag) und der Fledermausaktivität am Boden gemessen.

Eines der Ergebnisse war, dass bereits „die niedrigsten messbaren Niederschlagswerte (Nebel bzw. Wolken mit 0,002 bis 0,004 mm/min) zu einer starken Abnahme der gemessenen Aktivität“ führte (ebd., S. 4f. sowie Behr et al. 2011, S. 179).

Rechnet man die Niederschlagswerte auf Stundenwerte um, so erhält man Werte von 0,12 bis 0,24 Millimeter pro Stunde [1]Der obere Wert spiegelt – abgerundet – den in mehreren Länder-Leitfäden enthaltenen Schwellenwert von 0,2 Millimeter pro Stunde Niederschlag wider, ab dem WEA-Abschaltungen zum Fledermausschutz nicht erforderlich sind, das heißt, die Anlagen weiterlaufen dürfen[2](vgl. KNE 2018).

In gewisser Weise einschränkend weisen die Autoren des Forschungsvorhabens darauf hin, dass die Stichprobe für höhere Niederschlagsmengen relativ klein und der ermittelte niedrige Aktivitätswert dementsprechend unsicher ist (Behr et al. 2011, S. 201).

Hinzu kommt, dass eine geringe gemessene Fledermausaktivität bei Niederschlägen sowohl auf ein real vermindertes Auftreten im Rotorbereich als auch auf die Erfassungstechnologie zurückzuführen sein kann. Ultraschallwellen werden mit zunehmender Luftfeuchtigkeit stärker gedämpft und somit die Reichweite der zur Erfassung eingesetzten Mikrofone im Vergleich zu trockener Witterung deutlich herabgesetzt. Der erfassbare Raum wird damit verkleinert, was bei einer gleichen Aktivität zu geringeren Messergebnissen führt.

Quellen

[1] Zur Orientierung: Der Deutsche Wetterdienst definiert mäßigen Sprühregen mit ≥ 0,1 mm/h bis < 0,5 mm/h, leichten Regen mit (um circa den Faktor 10 höheren) < 2,5 mm/h bzw. < 0,5 mm/10 Minuten.

[2] Teilweise sind die Vorgaben mit dem Zusatz verbunden, dass eine verlässliche Messung und eine Berücksichtigung bei der Anlagensteuerung möglich sein müssen. Darüber hinaus gibt es Länder, in denen abweichende Niederschlagswerte angegeben werden bzw. die hierzu keine Angabe machen.

Brinkmann, R., Behr, O., Niermann, I. Reich, M. (Hrsg.) (2011). Entwicklung von Methoden zur Untersuchung und Reduktion des Kollisionsrisikos von Fledermäusen an Onshore-Windenergieanlagen. – Umwelt und Raum 4, Cuvillier Verlag, Göttingen. 457 S.

Behr, O., Brinkmann, R., Niermann, I., Korner-Nievergelt, F. (2011). Akustische Erfassung der Fledermausaktivität an Windenergieanlagen.– In: Brinkmann, R., Behr, O., Niermann, I. Reich, M. (Hrsg.): Entwicklung von Methoden zur Untersuchung und Reduktion des Kollisionsrisikos von Fledermäusen an Onshore-Windenergieanlagen. Umwelt und Raum 4, Cuvillier Verlag, Göttingen, S. 177-286.

KNE (2018): Antwort zur Anfrage „Parameter für Fledermaus-Abschaltungen in den Ländern“. Link zum Dokument.