Vorgaben der Bundesländer bei Abschaltzeiten für den Fledermausschutz an Windenergieanlagen

Frage

Können Sie einen Überblick über die Parameter für pauschale Abschaltungen zum Fledermausschutz aus den Windenergieerlassen und Artenschutzleitfäden der Bundesländer geben? Interessant wären hierbei Temperatur, Windgeschwindigkeit, Niederschlag und Nebel.

Vollständige Antwort

Mittlerweile finden sich in fast allen Bundesländern Vorgaben für Parameter zu pauschalen Abschaltzeiten von Windenergieanlagen (WEA) zum Fledermausschutz. Die Abschaltungen können entweder für die gesamte Betriebslaufzeit oder aber ab Inbetriebnahme für das erste Betriebsjahr vorgenommen werden, sofern ein, in der Regel zweijähriges betriebsbegleitendes Gondelmonitoring durchgeführt wird. Durch die akustische Höhenerfassung realer Fledermausaktivitäten im Bereich der Gondel können die Abschaltzeiten dann anlagenspezifisch für den Rest der Betriebslaufzeit angepasst werden.

Die nachfolgende tabellarische Übersicht (Stand: 13.03.2020) gibt die Vorgaben der derzeit aktuellen, veröffentlichten Handreichungen der Bundesländer hinsichtlich Temperatur, Windgeschwindigkeit und Niederschlägen wieder. Zumindest die Parameter Temperatur und Windgeschwindigkeit müssen beide erfüllt sein. Nebel wird in keiner der Handreichungen als zu berücksichtigender Parameter genannt. Ergänzend werden die relevanten jahres- und tageszeitlichen Zeiträume und der Stand der Information aufgeführt. Länderspezifische Sonderbedingungen finden sich in ergänzenden Fußnoten. Aktuell befinden mehrere Länderleitfäden in Fortschreibung, was perspektivisch zu Veränderungen der Vorgaben führen kann.

Vorgaben der Länder zu Parametern für pauschale Abschaltzeiten zum Fledermausschutz

Land Temperatur Windgeschwindigkeit Niederschlag Zeiträume Stand
BW 1 ≥ 10 °C < 6 m/s k. A. 01.04. – 31.08. 1 h vor SU bis SA

01.09. – 31.10. 3 h vor SU bis SA

Apr. 2014
BY 2 ≥ 10 °C[a] < 6 m/s < 0,2 mm/h[a] 01.04. – 30.09. von SU bis SA

01.10. – 31.10. 1 h vor SU bis SA

01.11. – 15.11. von SU bis SA

Mai 2017
BB 3, 4 ≥ 10 °C < 5 m/s kein Niederschlag 15.07. – 15.09. 1 h vor SU bis 1h vor SA Mai 2014

Dez. 2010

HE 5 ≥ 10 °C < 6 m/s k. A. 01.04. – 31.08. 1 h vor SU bis SA

01.09. – 31.10. 3 h vor SU bis SA

Nov. 2012
MV 6 k. A. < 6,5 m/s < 0,2 mm/h 01.05. – 30.09. 1 h vor SU bis SA (im Umfeld bedeutender Lebensräume), ansonsten:

01.07. – 30.09. 1 h vor SU bis SA

Aug. 2016
NI 7 > 10 °C < 6 m/s[b] kein Regen 01.04. – 31.10. in Nächten[c] Feb. 2016
NW 8 > 10 °C < 6 m/s[b] kein Regen 01.04. – 31.10. in Nächten[c] Nov. 2017
RP 9 ≥ 10 °C < 6 m/s k. A. 01.04. – 31.08. 1 h vor SU bis SA

01.09. – 31.10. 3 h vor SU bis SA

Sept. 2012
SL 10 > 10 °C < 7 bzw. < 6 m/s[d] kein Regen 01.04. – 31.10. von SU bis SA Jun. 2013
ST 11 > 10 °C < 6,5 m/s[e] > 5 mm/5 Min, bzw. nach 6 h à 0,5mm/h 01.04. – 31.10. 1 h vor SU bis SA Okt. 2018
SH 12 > 10 °C < 6 m/s < 0,5 mm/h[f] 10.07. – 30.09. 1 h vor SU bis 1 h nach SA bzw.

10.05. – 30.09. 1 h vor SU bis 1 h nach SA[f]

Aug. 2017
TH 13 ≥ 10 °C[g] ≤ 6 m/s[g]

 

k. A. 15.03. – 31.10. 1 h vor SU bis 1 h nach SA Dez. 2015

Abkürzungen: SU = Sonnenuntergang, SA = Sonnenaufgang, k. A. = keine Angabe.

 

Quellen

[a] Sofern messbar und bei der Anlagensteuerung berücksichtigbar.

[b] Aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten können für die beiden Abendsegler-Arten und die Rauhautfledermaus auch höhere Windgeschwindigkeiten.

[c] Alternativ: Auf Grundlage detaillierter Voruntersuchungen art- und vorkommen-spezifische Abschaltzeiten in möglichen Zeiträumen: 01.04 – 30.04. (Frühjahrszug/Bezug der Wochenstuben), 01.05. – 31.07. (Wochenstubenzeit), 15.07. –31.10. (Herbstzug/Bezug der Winterquartiere).

[d] < 7 m/s bei (möglichen) Vorkommen der beiden Abendseglerarten oder der Rauhhautfledermaus, < 6 m/s, sofern die vorgenannten Arten nicht vorkommen können.

[e] Für die beiden Abendseglerarten und die Rauhautfledermaus sind unter Vorsorge- und Vermeidungsgesichtspunkten, insbesondere zu den Zugzeiten, Abschaltungen auch bei höheren Windgeschwindigkeiten möglich.

[f] Optional zusätzlich, sofern ein Sensor mit beantragt wird und die Messung nachweislich verlässlich möglich ist.

[g] Sofern erhöhte Aktivitäten lokaler Fledermausvorkommen aufgrund von Potenzialanalysen nicht ausgeschlossen werden können. Auf Grundlage von Voruntersuchungen ggf. auch geringere Temperaturen und höhere Windgeschwindigkeiten als Schwellenwerte.

1 LUBW – Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Hrsg.) (2014): Hinweise zur Untersuchung von Fledermausarten bei Bauleitplanung und Genehmigung von Anlagen. 39 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

2 LfU Bayern – Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.) (2017): Arbeitshilfe Fledermausschutz und Windkraft -Teil 1: Fragen und Antworten. Fachfragen des bayerischen Windenergie-Erlasses. 25 S. Link zur Internetseite (letzter Zugriff: 13.03.2020).

3 MUGV BB – Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (2014): Leitfaden des Landes Brandenburg für Planung, Genehmigung und Betrieb von Windkraftanlagen im Wald. 31 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

4 MUGV BB – Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (2010): Handlungsempfehlung zum Umgang mit Fledermäusen bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Brandenburg – Anlage 3 zum Erlass vom 31.12.2010, Stand 13.12.2010. 6 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

5 HMUEV, HMWVL – Hessische Ministerien für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (Hrsg.) (2012): Leitfaden – Berücksichtigung der Naturschutzbelange bei der Planung und Genehmigung von Windkraftanlagen (WKA) in Hessen. 76 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

6 LUNG MV – Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (2016): Artenschutzrechtliche Arbeits- und Beurteilungshilfe für die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen (AAB-WEA), Teil Fledermäuse. 37 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

7 MUEK NI – Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (2016): Leitfaden Umsetzung des Artenschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Niedersachsen. Niedersächsisches Ministerialblatt Nr. 7/2016 Anlage 2. S. 212-225. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

8 MULNV NW, LANUV NW – Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2017): Leitfaden Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen. 65. S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

9 MULEWF RP – Ministerum für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2012): Naturschutzfachlicher Rahmen zum Ausbau der Windenergienutzung in Rheinland-Pfalz Artenschutz (Vögel, Fledermäuse) und NATURA 2000-Gebiete. 145 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

10 MUV SL – Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz Saarland (Hrsg.) (2013): Leitfaden zur Beachtung artenschutz-rechtlicher Belange beim Ausbau der Windenergienutzung im Saarland betreffend die besonders relevanten Artengruppen der Vögel und Fledermäuse. 112 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

11 MULE SN − Ministerium für Umwelt Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt (2018): Leitfaden Artenschutz an Windenergieanlagen in Sachsen-Anhalt. Magdeburg. 47 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

12 MELUND, LLUR – Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein und Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.) (2017): Integration artenschutzrechtlicher Vorgaben in Windkraftgenehmigungen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG). 29 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).

13 TLUG – Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (Hrsg.) (2015): Arbeitshilfe zur Berücksichtigung des Fledermausschutzes bei der Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA) in Thüringen. 121 S. Link zum Dokument (letzter Zugriff: 13.03.2020).