Austausch zur Konfliktvermeidung beim Windenergieausbau
Das KNE unterstützt bei der Bearbeitung von Konflikten
Als unabhängige und neutrale Einrichtung unterstützt das KNE dabei, bei Konflikten naturverträgliche und gemeinschaftlich getragene Lösungen zu finden. Dabei ist es entscheidend, die Interessen aller Beteiligten gleichermaßen zu berücksichtigen und gemeinsam und auf Augenhöhe Lösungen zu erarbeiten. Bei Bedarf vermittelt das KNE Mediatoren und -Mediatorinnen aus der jeweiligen Region zur Unterstützung der Konfliktlösung vor Ort.Was ist neu am neuen Bundesnaturschutzgesetz?
Veranstaltung des KNE thematisiert Änderung des BNatSchG zur Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie
Mit dem Vierten Gesetz zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) sollen die Genehmigungsverfahren für den Ausbau der Windenergie an Land vereinfacht und beschleunigt werden. Das Vierte Gesetz konkretisiert die Signifikanzprüfung bezüglich der Tötungs- und Verletzungsrisiken ausgewählter Brutvogelarten und trifft Klarstellungen bezüglich Ausnahmegenehmigungen. Daneben treffen die neuen Regelungen Festlegungen zur Inanspruchnahme von Landschaftsschutzgebieten durch die Windenergie an Land, überführt die artenschutzrechtlichen Regelungen zum Repowering von Bundesimmissionsschutz- in das Bundesnaturschutzgesetz und bestimmt, dass nationale Artenhilfsprogramme geschaffen werden. In (bislang) zwei Online-Veranstaltungen am 15. und 19. September mit insgesamt gut 350 Teilnehmenden stellten Dr. Silke Christiansen und Holger Ohlenburg vom KNE in einem interdisziplinären Vortrag die Neuerungen des geänderten Bundesnaturschutzgesetzes aus rechtlicher und fachlicher Sicht vor. Dabei lag der Fokus auf dem neuen Paragrafen 45b BNatSchG und der dazugehörigen Anlage 1 des Gesetzes zu den Bereichen kollisionsgefährdeter Brutvogelarten und den fachlich anerkannten Schutzmaßnahmen. Erste Kommentierungen aus der Praxis von Seiten der Windenergiebranche und der Naturschutzverbände verdeutlichten darüber hinaus, wo in der Praxis Herausforderungen und Risiken in Bezug auf die neue Rechtslage bestehen, wo aber auch mögliche Chancen liegen.Die Diskussion zeigte: Es gibt noch offene Fragen und weiteren Gesprächsbedarf
Die Teilnehmenden erörterten in kleinen Gruppen individuelle Bedarfe und Sichtweisen. In der abschließenden Runde zeigte sich, dass insgesamt noch viele Fragen bezüglich des neuen Gesetzes zu klären sind. Es bleibt daher abzuwarten, wie die Regelungen in der Praxis mit Leben gefüllt werden und ob es zu guten Lösungen im Genehmigungsverfahren kommt. Das KNE regt einen frühen Austausch der relevanten Akteure an.Biodiversitätskrise – unterschätzt?
KNE-Lesetipp
Isbell et al. (2022): Expert perspectives on global biodiversity loss and its drivers and impacts on people. Neben der Klimakrise rückt die rasante Abnahme der lokalen und globalen Artenvielfalt langsam, aber sicher ins öffentliche Bewusstsein. Jüngst äußerte sich der Vize-Präsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermanns, in einem Interview im Guardian dazu: “We are killing species at an unprecedented rate. And killing those species will make our survival less likely. If we can get that concept into people’s minds more broadly, I am sure politicians will have to react to people’s outcry: ‘Well, fix this before you kill us.” [1] Timmermanns stützt sich dabei auf die Zahl von einer Million vom Aussterben bedrohten Arten, aus dem Global Assessment Report 2019 des IPBES (Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen).Welchen Wert hat Artenvielfalt eigentlich, wie schützt man sie?
Sogenannte Entscheider - das meint sowohl politische Amtsträger und Amtsträgerinnen als auch Personen in Führungspositionen in der freien Wirtschaft - stehen heutzutage oftmals vor einem Informationsdilemma. So gibt es eine Fülle an Informationen und „Experten und Expertinnen“, die den Zustand der Umwelt und insbesondere der Biodiversität vermeintlich darlegen können. Dabei besteht jedoch das große Risiko, dass hierbei auf „eingefahrene“ Mainstream-Ansichten zurückgegriffen wird, die nicht selten im konkreten Fall ineffizient, ineffektiv oder gar gänzlich kontraindiziert sind. Mit dieser Thematik befasst sich die Studie „Expert perspectives on global biodiversity loss and its drivers and impacts on people” im Fachmagazin Frontiers in Ecology and the Environment, die auf Umfragen basiert. Sie zeigt unter anderem auf, dass mehrere klar identifizierbare Schädigungsfaktoren hinsichtlich der Artenvielfalt sich gegenseitig verstärken und, dass Wissenslücken oftmals durch „Fachmeinungen“ gefüllt werden. Hierzu wird die verstärkte Konsultation von Experten und Expertinnen nahegelegt, welche einer sonst unterrepräsentierten Minderheit angehören.Welche Informationen werden zugrunde gelegt?
Wesentlicher Hinweis der an der Studie Beteiligten vorweg: aufgrund der Komplexität der weltweiten Ökosysteme kann es keine „all-inclusive-Lösungen“ geben. Denn, insbesondere die taxonomischen und geografischen Wissenslücken seien immens. So wurde in den letzten 20 Jahren nur etwa 1 Prozent der bekannten Spezies überhaupt auf das Risiko des Aussterbens hin untersucht – diese fundamentale Unkenntnis an sich sei bereits bemerkenswert. Die befragten Fachleute gingen davon aus, dass im Mittel zirka 30 Prozent aller Spezies seit dem Jahr 1500 (auslaufendes Mittelalter) entweder bereits ausgerottet oder davon bedroht sind. In der Fachwelt bestehe Einigkeit darüber, dass die Artenvielfalt in Zukunft weiter abnehmen werde. Dementsprechend würden die Funktionsweise von Ökosystemen und die für den Menschen lebensnotwendigen sog. „ecosystem services“ (Ökosystemdienstleistungen) erheblich beeinträchtigt. Durch die Befragung von bisher „vernachlässigten“ Perspektiven und wenig betrachteten Lebensräumen, spreche vieles für eine deutliche Negativkorrektur der bisherigen Prognosen. Hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang, dass vermehrt weibliche Expertinnen und solche des „globalen Südens“ zu divergierenden Einschätzungen und Erkenntnissen kämen. Ihre Stimmen seien daher besonders wertvoll, um Wissenslücken besser zu schließen. Weiterhin gehen einige Experten davon aus, dass durch eine gezielte und nachhaltige Steigerung der Bemühungen für einen wirksamen Artenschutz zumindest eine von drei gefährden Arten bis zum Jahr 2100 gerettet werden könnte. Das herkömmliche Schutzprinzip: Ein Schutzgebiet definieren und vorwiegend dort Artenschutz betreiben – hat sich jedoch als nicht wirkungsvoll genug herausgestellt.Fazit
Die anspruchsvolle Wissenschaftsstudie liefert eine breit zugängliche und qualitativ hochwertige Entscheidungshilfe in Umwelt- und Biodiversitätsfragen. Die Studie ist mit Illustrationen und Darstellungen gut verständlich aufbereitet. Die Botschaft an die Leserschaft: „Wir drehen uns selbst den Hahn ab“ – sehr salopp ausgedrückt. Viele der Kern-Erkenntnisse decken sich mit bisher bekannten Tendenzen, nämlich, dass der Artenschutz in seiner aktuellen Form nur unzureichende Wirkung entfaltet – die Gründe differieren hierbei je nach Region bzw. Lebensraum. Sehr positiv und hilfreich ist die aufgezeigte Förderung einer pluralistischen Expertenkultur. Durch die Anhörung von bisher unterrepräsentierten Experten und Expertinnen könnten die (politischen) Wissenslücken ggf. deutlich wirkungsvoller geschlossen werden. Darüber hinaus dürfte eine inklusive Entscheidungskultur in Umweltfragen tendenziell die Akzeptanz der jeweiligen Strategien stärken. [1] „Wir vernichten Arten in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Wenn wir diese Arten töten, wird unser Überleben unwahrscheinlicher. Wenn es uns gelingt, dieses Bewusstsein zu schärfen, werden die Politiker sicher auf den Aufschrei der Menschen reagieren müssen: Bringt das in Ordnung, bevor ihr uns umbringt.“- Link zur Studie (frei verfügbar, in Englisch)
Neue KNE-Publikation: Fortschreibung der Synopse zu Antikollisionssystemen zur Verminderung von Vogelkollisionen
- Das Wichtigste in Kürze und Download „Detektionssysteme zur ereignisbezogenen Abschaltung von Windenergieanlagen zum Schutz von tagaktiven Brutvögeln“.
- Weitere Informationen und Anmeldung zum Rückfragekolloquium.
Neue KNE-Publikation: Fortschreibung der Synopse zu Antikollisionssystemen zur Verminderung von Vogelkollisionen
- Aktualisierung und Erweiterung der Systemübersicht
- Rückfragekolloquium am 20.09.2022
Erneuerbare Energien „gehen in die Schule“
- Urstoffe als Grundlage erneuerbarer Energien.
- Was sind erneuerbare (regenerative) Energien?
- Technische Anwendungen erneuerbarer Energien.
- Erneuerbare Energien und ethische Fragen.
- Erneuerbare Energien und Akzeptanz vor Ort.
- Eine klimaneutrale Schule gestalten.
Diskurs: Nur noch kurz die Welt retten
Im neuen KNE-Jahrbuch K 22 erläutert Autorin Barbara Brüning, wie Bildung von der Kita bis zur Sekundarstufe II das Fundament für das Verständnis von technischer Produktion, effizienter Nutzung und nachhaltigem Verbrauch, von gesellschaftlicher Bedeutung und individueller Verantwortlichkeit legt und umreißt damit eine der bedeutendsten Querschnittsaufgaben unseres Bildungssystems.Naturschutz und Energiewende in Bewegung
Aus dem Inhalt (eine Auswahl):
- Wer wenn nicht wir: Im Interview mit KNE-Direktor Dr. Torsten Raynal-Ehrke spricht Bundesumweltministerin Steffi Lemke über ihre Ziele und über Pläne und Maßnahmen, wie – in Zusammenarbeit mit den verschiedensten Akteuren – der Schutz des Klimas sowie der Schutz der Arten und der Biodiversität zügig und nachhaltig vorangetrieben werden sollen.
- Wie bleibt man beständig in einer Welt des steten Wandels? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die ersten sechs Jahre des KNE, die Torsten Raynal-Ehrke in seinem Beitrag Revue passieren lässt. Er zeigt auf, was sich am KNE bewährt und wo es sich geändert und angepasst hat.
- Die Leiterin der KNE-Rechtsabteilung, Dr. Silke Christiansen, geht in ihrem Beitrag auf die Dramatik der Klimakrise und des massiven Biodiversitätsverlustes ein und beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit wir bewährte Instrumente des Artenschutzes auf den Prüfstand stellen und weiterentwickeln müssen.
- KNE-Dialoggestalterin Tina Bär beschreibt kurzweilig und prägnant, welche steife Brise durch die Energieerzeugung Nordfrieslands weht und wie so manche Gewissheit durch den Lauf der Geschichte erschüttert wird. Ihr Fazit: „Von selbst geht nichts.“
- Julia Wiehe, Referentin Solarenergie am KNE, geht der Frage nach, welchen Flächenbedarf die Freiflächen-Photovoltaik hat, und inwiefern Flächenangebot und heutige Anlagenleistungen korrelieren.
- Zum Jahrbuch K 22 als eBook.
K 22 – Naturschutz und Energiewende in Bewegung
Das neue KNE-Jahrbuch K 22 ist erschienen, unter anderem mit einem Interview mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Dieses Jahr ist ein wahrhaft bewegtes und das jetzt erschienene neue Jahrbuch des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE) spiegelt diese dramatischen Entwicklungen und Herausforderungen für den Arten- und Naturschutz sowie die Energiewende wider. Die Beiträge im K 22, der bereits fünften Jahrbuchausgabe, berichten aus der vielfältigen Arbeit des KNE und greifen neue Themen und Ansätze rund um Naturschutz und Energiewende auf. KNE-interne und externe Autoren und Autorinnen geben fachlich fundierte, kritische Einblicke in Themen der naturverträglichen Energiewende und werfen in ihren Texten immer auch einen Blick über den Tellerrand. Alle eint das Ziel, zum Gelingen der sich vollziehenden gesellschaftlichen Transformation zur Lösung der Klima- und der Biodiversitätskrise beizutragen. Aus dem Inhalt (eine Auswahl):- Wer wenn nicht wir: Im Interview mit KNE-Direktor Dr. Torsten Raynal-Ehrke spricht Bundesumweltministerin Steffi Lemke über ihre Ziele und über Pläne und Maßnahmen, wie – in Zusammenarbeit mit den verschiedensten Akteuren – der Schutz des Klimas sowie der Schutz der Arten und der Biodiversität zügig und nachhaltig vorangetrieben werden sollen.
- Wie bleibt man beständig in einer Welt des steten Wandels? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die ersten sechs Jahre des KNE, die Torsten Raynal-Ehrke in seinem Beitrag Revue passieren lässt. Er zeigt auf, was sich am KNE bewährt und wo es sich geändert und angepasst hat.
- Die Leiterin der KNE-Rechtsabteilung, Dr. Silke Christiansen, geht in ihrem Beitrag auf die Dramatik der Klimakrise und des massiven Biodiversitätsverlustes ein und beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit wir bewährte Instrumente des Artenschutzes auf den Prüfstand stellen und weiterentwickeln müssen.
- KNE-Dialoggestalterin Tina Bär beschreibt kurzweilig und prägnant, welche steife Brise durch die Energieerzeugung Nordfrieslands weht und wie so manche Gewissheit durch den Lauf der Geschichte erschüttert wird. Ihr Fazit: „Von selbst geht nichts.“
- Julia Wiehe, Referentin Solarenergie am KNE, geht der Frage nach, welchen Flächenbedarf die Freiflächen-Photovoltaik hat, und inwiefern Flächenangebot und heutige Anlagenleistungen korrelieren.
- Zum Jahrbuch K 22 - naturschutz undEnergiewende in Bewegung - als eBook, PDF und Printversion.
KNE aktualisiert Übersicht über die Anwendung der Länderöffnungsklausel in den Bundesländern
- Digitale Broschüre „Wie Sie den Artenschutz in Solarparks optimieren - Hinweise zum Vorgehen für kommunale Akteure“
- Übersicht „Handreichungen der Länder zu Naturschutz und Solarenergie-Freiflächenanlagen“
- Übersicht „Kriterien für eine naturverträgliche Standortwahl für Solar-Freiflächenanlagen - Übersicht über die Einschätzung der Eignung verschiedener Flächentypen“
- Übersicht „Kriterien für eine naturverträgliche Gestaltung von Solar-Freiflächenanlagen - Übersicht und Hinweise zur Gestaltung“
- Meldung zum KNE-Forum "Naturverträgliche Solarparks" zu Standort- und Qualitätskriterien naturverträglicher Solarparks am 19. Januar 2021
- Meldung zum Auftakt des KNE-Forums „Naturverträgliche Solarparks“ am 18. September 2020
- KNE-Podcast #6 Wie verändern Solarparks unsere Landschaft?
- KNE-Publikation "Auswirkungen von Solarparks auf das Landschaftsbild - Methoden zur Ermittlung und Bewertung"
- KNE-Auswahlbibliografie „Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Naturschutz“
Artenschutz und Energiewende gemeinsam umsetzen!
15. KNE-Beiratssitzung
Am 2. September fand sich der KNE-Beirat zu seiner 15. Sitzung zusammen. Im Zentrum der Beratungen stand der Austausch über die neuen bundesrechtlichen Rahmenbedingungen für die naturverträgliche Energiewende, und welche Schlussfolgerungen daraus für die Arbeit des KNE gezogen werden können. Als hochrangiger Gast geladen war Dr. Josef Tumbrinck, Sonderbeauftragter des BMUV für das nationale Artenhilfsprogramm (AHP), der mit seinem Impuls „Das nationale Artenhilfsprogramm und die naturverträgliche Energiewende als Herausforderung an den behördlichen und ehrenamtlichen Naturschutz“ einen spannenden Einblick in dieses neue Instrument des Artenschutzes gab. Der Bund lege mit dem AHP nun auch ein eigenes Programm auf, bisher förderte der den Artenschutz vor allem über Modellprojekte und Naturschutzgroßprojekte. 82,4 Millionen Euro habe der Bund bis 2026 hierfür aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung gestellt, um Schutzmaßnahmen auf See und an Land umzusetzen. Hinzu kämen ab etwa 2024 finanzielle Beiträge der Windenergie-Betreiber. Dabei unterstrich Tumbrinck, dass im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren der Artenschutz nicht unter die Räder kommen dürfe. Die Erhaltungszustände der sensiblen Arten müssten regional und deutschlandweit in einen guten Zustand gebracht werden. Dies führe schließlich auch zur Vereinfachung von Genehmigungsverfahren. Dazu sei er auch mit den Ländern im Gespräch.Artenschutz vor Ort umsetzen
Es würde ein schlankes Vergabeverfahren angestrebt, für das jetzt die dazu notwendigen Förderrichtlinien entwickelt würden. Die Förderungen könnten bis zu 100 Prozent betragen und es könnten Projekte jeglichen Umfangs gefördert werden. Von der kleinteiligen Maßnahme vor Ort bis hin zu landesweiten Großprojekten. Grundlage sei prinzipiell die Liste der windenergiesensiblen Arten, aber auch die Umsetzung von Projekten zum Schutz und Erhalt anderer gefährdeter Arten werde möglich sein.Das KNE unterstützt tatkräftig eine naturverträgliche Energiewende
Weitere inhaltliche Beiträge gaben einen Einblick in aktuelle Themenfelder des KNE. Unter anderem berichtete Karen Thormeyer über den Stand des Forschungsprojektes in Brandenburg zur Erprobung von Antikollisionssystemen, Dr. Silke Christiansen informierte über Inhalt und rechtliche Folgen der Novelle zum Bundesnaturschutzgesetz und des neuen Wind-an-Land-Gesetzes. Michael Krieger stellte die Probabilistik als mögliche Methode der Signifikanzbewertung vor. Die anschließende fachlich sehr anspruchsvolle Diskussion ergab wichtige Hinweise für die weitere Arbeit des KNE. Der Beirat würdigte dabei die bisherige engagierte Arbeit des Kompetenzzentrums. Der Großteil der Mitglieder des Beirates ist mit der 15. Sitzung aus dem Gremium aufgrund der bestehenden Amtszeitbegrenzung ausgeschieden. Der Gesellschafter, die Umweltstiftung Michael Otto, und die Geschäftsführung des KNE bedankten sich herzlich für die engagierte langjährige Mitarbeit, für tatkräftige Unterstützung und stetes Wohlwollen.KNE-Sommerabend am Gleisdreieck – Wandel, ein Abschied, ein neues Jahrbuch und gute Gespräche
Das KNE im Wandel
„Genauso wie die Welt, unterliegt auch das KNE einem ständigen Wandel“, hob Dr. Raynal-Ehrke in seiner Eröffnungsrede hervor. Insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten politischen Entwicklungen und der Biodiversitäts- und Klimakrise seien engagiertes und konsequentes Handeln hinsichtlich einer Beschleunigung einer naturverträglichen Energiewende notwendig. Das KNE sei mit seinen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen und Disziplinen sehr gut aufgestellt, um die aktuellen Herausforderungen und Aufgaben zu meistern. Zielgruppengerecht bereite das KNE komplexe Sachverhalte zum Wissenstransfer und zur Versachlichung von Debatten auf, bringe seine Expertise in verschiedenste politische und fachliche Prozesse und Arbeitsgruppen auf Bund- und Länderebene ein und sei zunehmend als Dialogpartner gefragt. Die stete Entwicklung des KNE und das kontinuierlich wachsende Interesse an seinen Angeboten und seiner Expertise belegten dies. Auch die Struktur des KNE selbst ist im Wandel. „Es werde Veränderungen in der Leitungsstruktur geben“, berichtete Raynal-Ehrke schließlich noch in seiner Rede. Unser geschätzter Geschäftsführer Michael Krieger werde zum Jahresende das KNE verlassen, um neue Wege zu beschreiten und sich neuen Herausforderungen zu stellen.3.121
„… meine Zahl für dieses Jahr ist die 3.121[1].“ Mit diesen Worten begann Geschäftsführer Michael Krieger seine Rede. Mit sehr persönlichen Geschichten und Anekdoten rückblickend auf seine mehr als acht vergangenen Jahre im KNE gab er einen besonderen Einblick in die Geschichte und die Entwicklung des KNE – mit kleinen Stolpersteinen, interessanten Begegnungen und schönen Erfolgen. Vom ersten Büro des KNE, bestehend aus zwei Heizkörpern und einem Telefon, bis hin zur Mitarbeit in der Unterarbeitsgruppe Probabilistik im UMK-Prozess der Umweltministerkonferenz (UMK). Diese insbesondere intensive digitale Dialogarbeit hat bei Michael Krieger Spuren hinterlassen. Zukünftig will er sich verstärkt der digitalen Dialogarbeit widmen.K 22 – die letzte Ausgabe des KNE-Jahrbuchs
Pünktlich zum KNE-Sommerabend lag das 5. Jahrbuch des KNE auf den Tischen. Mit „K 22 – Naturschutz und Energiewende in Bewegung“ schließt die Reihe. Ausgestellt an einer Regalwand mit einer Präsentation ausgewählter Druckfahnen lud die kleine „Freiluft-Bibliothek“ zum Schmökern ein. Die Redaktion des Jahrbuchs, Anke Ortmann und Dr. Torsten Raynal-Ehrke, stellte einige der vielfältigen Beiträge vor und nahm mit einer Träne im Knopfloch Abschied von der spannenden, nervenaufreibenden und doch sehr schönen Arbeit zum Jahrbuch.Urbanes Ambiente – gute Gespräche
Bei schönem Spätsommerwetter nutzten die Gäste ausgiebig die Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung. Darüber hinaus informierten sie sich intensiv über die Angebote und Aktivitäten des KNE. Möglichkeiten der Zusammenarbeit wurden erörtert und weiterführende Gespräche vereinbart. Wir bedanken uns bei unseren Gästen für diesen gelungenen Abend und freuen uns schon auf den KNE-Sommerabend im Jahr 2023. [1] Am 31. Dezember 2022 wird Michael Krieger schließlich nach 3 121 Tagen seine Arbeit beim Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende beenden.Naturverträgliche Energiewende – Fit für die Zukunft?
Extrakte aus Politik und Gesellschaft 08/22
Aktuelles aus Bund, Ländern und Forschung
In „Extrakte“ veröffentlicht das KNE Fragmente aus parlamentarischen und ministeriellen Veröffentlichungen sowie aus publizierten Beiträgen von Akteuren der Energiewende. Im Mittelpunkt stehen interessante Fakten, politische Positionen und Strategien sowie wissenschaftliche Informationen zur naturverträglichen Energiewende in Deutschland. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern um – Schlaglichter aus Politik und Gesellschaft.Bundesregierung
In seiner Antwort auf eine Schriftliche Frage (Nr. 333) des Abgeordneten Dr. Thomas Gebhart (CDU) gibt Dr. Patrick Graichen, Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Auskunft über das Potenzial schwimmender Photovoltaik (PV). Das Flächenpotenzial künstlicher und erheblich veränderter stehender Gewässer werde entsprechend des Monitorings im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie für Gewässer mit mehr als 50 Hektar Gesamtfläche auf rund 40.000 Hektar geschätzt. Gewässer bis 50 Hektar, wie beispielsweise kleinere Baggerseen oder Fließgewässer, seien dabei nicht erfasst. Das Potenzial sei daher noch größer. Die Nutzung dieser Gewässer regle das Wasserhaushaltsgesetz. Maximal 15 Prozent der Fläche des jeweiligen Gewässers dürften mit Photovoltaik-Anlagen belegt werden und zum Ufer sei ein Abstand von 40 Metern einzuhalten.Bayern
Zahlreiche Akteure der Energiewende in Bayern haben sich mit einem Memorandum of Understandig (MoU) dazu verpflichtet, Genehmigungs- und Bearbeitungsprozesse deutlich zu vereinfachen und zu beschleunigen. Die hohe Dynamik beim Ausbau erneuerbarer Energien führe aktuell zu langen Wartezeiten beim Anschluss der Anlagen an das Stromnetz. Bei bayerischen Netzbetreibern lägen aktuell so viele Anträge auf Netzanschluss von Solaranlagen vor, wie im letzten Jahrzehnt insgesamt genehmigt worden seien. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des MoU bekennen sich zur Notwendigkeit von Stromnetzertüchtigung und -ausbau. Das MoU umfasst zahlreiche Handlungsfelder für einen schnelleren Netzanschluss erneuerbarer Energien. Maßnahmen für den Netzausbau sollen von Genehmigungsbehörden und Vorhabenträgern mit Priorität behandelt werden. Das Bayerische Wirtschaftsministerium setze sich für ausreichende Personalkapazitäten bei Landratsämtern und Naturschutzbehörden ein (PM 07/2022).Berlin/Brandenburg
Fünf Projekte zur Errichtung von mehreren Windenergieanlagen seien von den Berliner Stadtwerken bisher umgesetzt worden. Alle Windenergieanlagen befänden sich in Brandenburg. Das Landesamt für Umwelt Brandenburg sei dabei die zentrale Verfahrensstelle für die Genehmigung nach Bundesimmissionsgesetz. Bis zu 35 Träger öffentlicher Belange würden bei derartigen Verfahren beteiligt. Den Genehmigungsverfahren ginge ein umfangreicher Vorplanungsprozess zum Beispiel aus naturschutzfachlichen Untersuchungen im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens und Vorbesprechungen mit Kommunalverwaltungen voraus. Die Zeiträume von Projektbeginn bis Inbetriebnahme hätten bei den fünf Projekten zwischen drei und acht Jahren betragen. Dies geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Sibylle Meister und Christian Wolf (FDP) auf Drucksache 19/12706 des Abgeordnetenhauses Berlin hervor.Niedersachsen
Die Landesregierung Niedersachsen informiert in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Imke Byl, Christian Meyer und Gerald Heere (Grüne) auf Landtags-Drucksache 18/11570 über die Entwicklung des Windenergieausbaus im Land. Im Zuge der Novellierung des Niedersächsischen Klimagesetzes sei das Ziel eines Ausbaus der Windenergie an Land auf insgesamt mindestens 30 Gigawatt installierter Leistung bis Ende 2035 beschlossen worden. Hierfür sollen 2,2 Prozent der Landesfläche bis zum Jahr 2033 regionalplanerisch bereitgestellt werden. 30 Windenergieanlagen seien im 1. Halbjahr 2022 errichtet worden. Der größte Zubau sei im Jahr 2017 mit 485 errichteten Anlagen mit einer Gesamtleistung in Höhe von 1.435,92 Megawatt erfolgt.Fraunhofer ISE
Auch das Fraunhofer ISE beschäftigt sich mit den Potenzialen schwimmender PV-Anlagen, die Flächennutzungskonflikte beim Ausbau erneuerbarer Energien entschärfen könnten. Ein Forschungsteam des Instituts hat die Potenziale zur solaren Stromerzeugung für baden-württembergische Baggerseen in Auskiesung berechnet. Diese seien nicht für Freizeitaktivitäten, Tourismus, Natur- und Landschaftsschutz relevant und deshalb besonders für schwimmende PV geeignet. Insgesamt könnten – je nach ökologisch motivierter Obergrenze für Seebelegungen - laut der Studie Floating-PV-Anlagen mit einer Nennleistung von 280 bis 1.070 Megawatt installiert werden. Die meisten geeigneten Wasserflächen seien am Oberrhein gefunden worden. Bei Baggerseen in Auskiesung werde davon ausgegangen, dass sich aufgrund andauernder Kiesarbeiten noch kein Ökosystem mit geschützten Arten und hoher Biodiversität entwickelt habe (PM 07/2022).KNE-Podcast: Probabilistik und Windenergie?
Von der Probabilistik erhofft man sich eine bessere Handhabung der Bewertung des signifikant erhöhten Tötungsrisikos. Die Umweltministerkonferenz hat daher im Dezember 2020 den „Standardisierten Bewertungsrahmen zur Ermittlung einer signifikanten Erhöhung des Tötungsrisikos im Hinblick auf Brutvogelarten an Windenergieanlagen an Land – Signifikanzrahmen (Stand: 11.12.2020)“ beschlossen. Unter anderem wurde daraufhin eine Unterarbeitsgruppe Probabilistik eingerichtet.
Diese Unterarbeitsgruppe, die sich aus Vertretern1 und Vertreterinnen der Länder, des Bundes, der Umwelt- und Energieverbände, des KNE und der Fachagentur Windenergie an Land zusammensetzt, soll beispielsweise Möglichkeiten für die Nutzung probabilistischer Verfahren für die Signifikanzbestimmung in Genehmigungsverfahren analysieren.
Doch was ist Probabilistik genau? Und wie könnte die Wahrscheinlichkeitsrechnung beim naturverträglichen Ausbau der Windenergie konkret helfen? KNE-Geschäftsführer Michael Krieger und Moderatorin Elke Thiele sprechen in dieser Folge des KNE-Podcasts über Probabilistik in der artenschutzfachlichen Beurteilung von Windenergieprojekten – und auch über Marmeladenbrote.
Auswahlbibliografie „Telemetrie von Greifvögeln und Eulen“
- Zur Auswahlbibliografie „Telemetrie von Greifvögeln und Eulen“
- In unserer Fachbibliothek finden Sie weitere Auswahlbibliographien und Literatur zu Thema naturverträgliche Energiewende.
Natur wertschätzen, Biodiversität schützen
KNE-Lesetipp
PASCUAL, Unai, et al. (2022): Methodological Assessment of the Diverse Values and Valuation of Nature: Summary for Policy Makers. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) veröffentlichte am 11. Juli 2022 seine neue Studie zur „Wertebeurteilung über die Natur“. 82 führende internationale Experten und Expertinnen kommen darin zu dem Schluss, dass die Art und Weise, wie die Natur bisher bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen berücksichtigt und bewertet wird, ein wesentlicher Treiber der globalen Biodiversitätskrise sei. Eine andere, die Natur stärker wertschätzende, Bewertung sei jedoch eine entscheidende Chance, der Biodiversitätskrise zu begegnen. Aus insgesamt 139 Ländern wurden unterschiedliche Studien ausgewertet, die sich mit der Wertschöpfung der Natur befassen. Es werden daraus Ansätze abgeleitet, wie die Natur zukünftig in der politischen und ökonomischen Entscheidungsfindung stärker Berücksichtigung und Wertschätzung finden kann, um den Natur- und Biodiversitätsschutz zu stärken. Die Autoren und Autorinnen stellen fest, dass sich die Studien der letzten 40 Jahre vermehrt auf das ökonomische Wertschöpfungspotenzial der Natur fokussieren und andere Faktoren und Werte wie Klimaregulierung und Artenschutz hintenanstellen. Dies führe dazu, dass beispielsweise für den Bau von Straßen und Dämmen großflächige Abholzungen von (Ur-)Wäldern und anderweitige irreparable Naturzerstörungen in Kauf genommen würden. Letztlich hat dies einen großen Verlust von Artenvielfalt und von schützenswerten Biotopen zur Folge. Der bisherige und sehr starke Fokus auf kurzfristige Gewinne und ökonomisches Wachstum als Werte der Natur trage maßgeblich zur Biodiversitäts- und Klimakrise bei. Eine ganzheitliche Betrachtung, vermittelt durch die untersuchten Studien, könne zur Planung von Naturschutzgesetzen beitragen, die die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen unterstützen oder deren Begutachtung versachlichen. Nach Auffassung der Autorenschaft sollte ein zielführendes Design von Studien zur intrinsischen Wahrnehmung und Schätzung der Natur die folgenden wesentlichen Merkmale erfüllen: Es sollte ein Bewusstsein darüber geben, dass es unterschiedliche Ansätze zur „Bewertung“ von Natur gibt, es sollten „robuste“ Methoden angewendet werden sowie die Möglichkeit zur einfachen Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis gegeben sein. Zudem ermittelten die Autoren und Autorinnen die Studien, die sich am besten dafür eignen, das intrinsische Wertepotenzial der Natur zu identifizieren. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Studien von Verfassern aus indigenen oder lokalen Bevölkerungen gelegt, da diese den Wert der Natur stärker in ihr selbst sehen und insgesamt rein ökonomische Faktoren weniger priorisieren.Fazit der Autoren und Autorinnen
Die Autoren und Autorinnen ziehen den Schluss, dass es an Studien mangele, die sich mit den inhärenten Werten und Wertschöpfungsmöglichkeiten aus der Natur befassen. Jedoch seien diese dringend notwendig, um alle politischen Prozesse hinsichtlich einer naturschonenden Ressourcen- und Landnutzung zu begleiten und zu unterstützen, damit die Natur vor weiteren Zerstörungsvorfällen aus ökonomischen Motiven heraus geschützt werden kann. Die Ergebnisse könnten und sollten nationale und internationale Akteure aus Politik und Gesellschaft, aus dem privaten Sektor und aus den Medien motivieren, ein höheres Bewusstsein für die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer natur- und umweltschonenden Wirtschaftsweise zu schaffen.- Link zur Studie (frei verfügbar, in Englisch)
Extrakte aus Politik und Gesellschaft 07/22
Aktuelles aus den Ländern und der Forschung
In „Extrakte“ veröffentlicht das KNE Fragmente aus parlamentarischen und ministeriellen Veröffentlichungen sowie aus publizierten Beiträgen von Akteuren der Energiewende. Im Mittelpunkt stehen interessante Fakten, politische Positionen und Strategien sowie wissenschaftliche Informationen zur naturverträglichen Energiewende in Deutschland. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit, sondern um – Schlaglichter aus Politik und Gesellschaft.Baden-Württemberg
Die Agri-Photovoltaik biete laut der baden-württembergischen Landesregierung eine gute Möglichkeit den Ausbau PV-FFA Ausbau flächenschonend zu gestalten. Insbesondere im Bereich des Obst- und Beerenanbaus sehe man Potenziale, da neben der gemeinsamen Flächennutzung weitere Synergien zwischen Kulturführung und PV-Anlage zu erwarten seien, beispielsweise bei der simultanen Nutzung einer Aufständerung für PV-Module und Schutznetze oder dem Bewässerungsmanagement. Üblicherweise werde für PV-FFA eine bereits vorbelastete oder für die Landwirtschaft und den Naturschutz wenig bedeutsame Flächenkulisse angestrebt. Dies gelte aufgrund der simultanen Flächennutzung jedoch nicht für die Agri-PV. Dies geht aus Drucksache Drucksache 17/2546 hervor. In der Kleinen Anfrage bezieht sich der Abgeordnete Tobias Vogt (CDU) auf erneuerbare Energien im Landkreis Ludwigsburg. In ihrer Antwort betont das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, dass dort aufgrund der Bedeutung von Sonderkulturen, der überdurchschnittlichen Bodenqualität und der hohen Flächenbedarfe für Siedlung und Verkehr von Seiten der Landwirtschaft im Einzelfall Interesse an Agri-PV Anlagen bestehen könne.Rheinland-Pfalz
Die Landesregierung Rheinland-Pfalz begrüßt den Ansatz der Doppelnutzung bereits genutzter oder versiegelter Flächen, um zu einem flächenschonenden Ausbau der Photovoltaik beitragen zu können. Neben der Nutzung von Lärmschutzwänden bestehe die Möglichkeit, Autobahnen mit Solaranlagen zu überdachen. Dabei müsse jedoch berücksichtigt werden, dass derartige Bauwerke unmittelbar über stark belasteten Fahrbahnen bei der Errichtung und Wartung hohe Kosten nach sich zögen. Sie erschwerten den Wartungs- und Betriebsdienst und lösten Baumaßnahmen aus, die auch die Autobahn selbst berührten. Zudem seien Aspekte der Blendfreiheit, des Wechsels zwischen hell und dunkel, der Wartbarkeit, der Betriebs- bzw. Verkehrssicherheit sowie der Wirtschaftlichkeit zu beachten. Neben den Potenzialen an Autobahnen könnten auch Lärmschutzwände entlang von Schienenwegen berücksichtigt werden. In Einzelfällen könnten auch Potenziale entlang von Landesstraßen und Bundesstraßen vorhanden sein. Dies geht aus einer Antwort des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland Pfalz auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Markus Wolf (CDU) auf Drucksache 18/3297 hervor.Saarland
In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage mehrerer CDU-Abgeordneter gibt die Saarländische Landesregierung auf Drucksache 17/29 (17/13) Auskunft über Windenergieanlagen auf historisch alten Waldstandorten. 58.807 Hektar seien als historisch alte Waldstandorte deklariert, davon 31.170 Hektar im Staatswald. Nach § 28 Absatz 1 Nr. 6 LWaldG "ist die Errichtung von baulichen Anlagen, die der Nutzung der Windenergie dienen unzulässig, sofern nicht ein überwiegendes öffentliches Interesse für die Errichtung vorliegt. Ein überwiegendes öffentliches Interesse liegt vor, wenn am Errichtungsstandort in 150 Meter Höhe über dem Grund mindestens eine mittlere Windleistungsdichte von 321 W/m² gegeben ist und der Standort bereits erschlossen ist oder der Standort und die zur Erschließung des Standortes erforderlichen Flächen vorbelastet sind.“ Die Ausnahmeregelungen seien aufgrund der Entscheidung im Koalitionsvertrag 2017, im Staatswald keine neuen Nutzungsverträge mehr zu vereinbaren, bisher weggefallen. In der Vergangenheit seien auf sieben historisch alten Waldstandorten im Staatswald 19 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 59,5 Megawatt realisiert worden.Reiner Lemoine Institut
Das Reiner Lemoine Institut (RLI) hat ein umfangreiches Datenpaket mit Potenzialflächen für Photovoltaik und Windenergieanlagen veröffentlicht. Die Geodaten können laut RLI dabei helfen, das Zwei-Prozent-Ziel des Wind-an-Land-Gesetzes der Bundesregierung umzusetzen. Bislang seien die Daten nur in der Anwendung „PV und Windflächenrechner“ des Thinktanks Agora Energiewende nutzbar gewesen und konnten nicht für andere Zwecke heruntergeladen werden. Die Sammlung der Potenzialflächen könne beispielsweise Planungsbüros oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit unterstützen. Sie enthalte unter anderem mögliche Flächen für Windenergieanlagen mit verschiedenen Siedlungsabständen (400, 600, 800 und 1.000 Meter) sowie Freiflächen für Photovoltaik entlang von Autobahnen und Schienenwegen. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben für das Datenpaket das Bundesgebiet ausgewertet. Potenzialflächen seien durch den Ausschluss ungeeigneter Flächen wie beispielsweise Siedlungsgebiete oder Natur-, Vogel- und Trinkwasserschutzgebiete ermittelt worden.Das KNE auf Tour: Agri-PV in Rheinland-Pfalz
Sonne und Äpfel ernten - Besuch des Forschungsprojektes »APV-Obstbau«
Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen für die Landwirtschaft neue Strategien entwickelt werden. Steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsverteilung und immer häufiger eintretende extreme Wetterereignisse wie Hagel oder Starkregen belasten schon heute den Obstanbau und ziehen negative Auswirkungen auf die Ernten nach sich. Der kommerzielle Obstanbau setzt daher zunehmend Hagelschutznetze und Folien ein, um Qualitäts- und Ertragseinbußen zu verhindern. Das ist teuer und aufwändig. Da bietet es sich an, über andere Lösungen nachzudenken, wie etwa eine Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen mittels Überbauung durch Photovoltaikanlagen. Um uns einen Eindruck über diesen Ansatz zu verschaffen, haben wir, eine Delegation des KNE, ein Forschungsprojekt in Gelsdorf, im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz, des Fraunhofer ISE besucht. Ziel des Projektes APV-Obstbau« ist eine gesteigerte Resilienz im Obstbau sowie die doppelte und ressourceneffiziente Nutzung von Land. Dazu wird untersucht, inwiefern Agri-PV-Anlagen die Plantagen, hier Apfelanbau, vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen und Hagelschutznetze überflüssig machen könnten. Dabei werden sowohl verschiedene Anlagendesigns als auch unterschiedliche Apfelsorten eingesetzt und getestet.Drängendstes Problem im Freilandanbau: Der Kulturschutz
Wir treffen uns mit dem Leiter des Bio Obsthofes und Vertreterinnen und Vertretern vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, vom NABU-Landesverband Rheinland-Pfalz sowie von der NABU-Kreisgruppe Ahrweiler und machen uns auf zur nahegelegenen Anlage des Forschungsprojektes. Dabei passieren wir verschiedene Plantagenflächen, zum Beispiel für Johannisbeeren und Süßkirschen. Beim Anblick der Süßkirschen wird deutlich: Drängendstes Problem ist der Kulturschutz. Der Anbau von Süßkirschen sei im Freiland praktisch nicht mehr möglich, wird uns erklärt. Die Plantagenflächen werden vollständig von Schutzfolien und -netzen umspannt, um den Befall mit der Kirsch-Essig-Fliege zu verhindern (auch im Apfelanbau treten immer wieder neue Schädlinge auf – z. B. die marmorierte Baumwanze). Die Folien müssten sehr aufwendig auf- und abgebaut werden und führten zu einem abgeriegelten Produktionsraum ohne Austausch mit der umgebenden Landschaft. Im „Zelt“ sei wenig Biodiversität und eine hohe Anfälligkeit der Bäume zu beobachten, da auch die Nützlinge ausgesperrt seien. Als wir die Agri-PV-Anlage mit Apfelanbau erreichen, bietet sich ein gänzlich anderes Bild.Die Agri-PV-Anlage – Konstruktion und Effekte
Die Metallkonstruktion der in rund fünf Metern Höhe aufgeständerten Solarmodule ist relativ massiv umgesetzt, aktuelle Anlagen werden mit „schlankerem“ Gestänge gebaut. Es wurden zwei Modultypen verbaut: Ein sogenanntes Zebradesign und ein Blockdesign, das über drei von acht Apfelreihen variabel verstellbar ist, um den Sonnenstand optimal zu nutzen und den besten Kulturschutz zu erreichen. Beim Bau der Anlage haben alle Gewerke an einem Strang gezogen und auch unerwartete Hürden gut gemeistert. So hatte zum Beispiel niemand damit gerechnet, dass das schwere Gerät den Boden während der Bauphase derartig verdichten würde und dieser wieder maschinell gelockert werden müsste. Der Hagelschutz sei leider nicht vollständig, da die Module kleiner als ursprünglich geplant ausgefallen seien. Er lag bei einem Hagelereignis in jüngster Vergangenheit bei rund 60 Prozent, mit anderen Modulen könne zukünftig sicherlich ein besserer Schutz erreicht werden. Eine Wasserrückführung finde nicht statt, der Niederschlag läuft von den Modulen in die Fahrrinne zwischen den Baumreihen ab und versickert dort. Die Verschattung durch die Module helfe zusätzlich, dass mehr Niederschlag auf der Fläche verbleibt. Über den realen Stromertrag ließe sich leider noch nichts sagen, da die Anlage noch nicht an das Stromnetz angeschlossen werden konnte. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten stehen derzeit keine Wechselrichter zur Verfügung. Zwischen den Apfelreihen erfolgt eine produktionsintegrierte Kompensation des Eingriffs durch die Einsaat von Blühstreifen in der Fahrgasse sowie die Anbringung von Nisthilfen für Insekten und Vögel. Lediglich die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes wurde durch Ersatzzahlungen ausgeglichen. [gallery columns="4" link="file" ids="5895,5894,5893,5892,5891,5886,5890,5889,5888,5887,5884,5885"]Es wächst, blüht und brummt
Vor gut einem Jahr wurde der Grundstein für die Forschungsanlage gelegt, es wurden in elf Reihen insgesamt acht Apfelsorten angepflanzt. Die Untersuchungen, welche Sorte sich wie verhält und bei nahezu halbierter Sonneneinstrahlung möglicherweise am besten gedeiht, sind noch in vollem Gange. Bis 2025 erfolgen unter anderem Chlorophyllmessungen, Analysen der integrierten Wettermessungen, Analysen des Wachstumsverhaltens und Lagerversuche mit den Äpfeln. Unter den in rund fünf Metern Höhe aufgeständerten Solarmodulen wachsen die Äpfel, zwischen ihnen, in einem bunten und vielfältigen Blühstreifen schwirren und brummen die unterschiedlichsten Insekten. Zur Förderung der Biodiversität wurde für die Blühstreifen RegioSaatgut[1] verwendet, das über die ganze Saison ein Nahrungsangebot liefert. Einen Blühstreifen anzulegen und zu pflegen, klingt zunächst nicht so kompliziert, es bedeutet aber mehr, als ein paar Samen auszusähen und dann zur Mahd mit der Sense oder dem Rasenmäher durch die Reihen zu gehen. Um den Anforderungen und der Struktur der Pflanzen und des Untergrundes gerecht zu werden, werden zur Pflege Spezialmaschinen eingesetzt. Unter den Baumreihen wird Aufwuchs entfernt, in der Mitte der Fahrgasse bleibt der Blühstreifen stehen. An den beiden Enden der Baumreihen sind Ankerpflanzen gesetzt. Diese Sträucher liefern ein zusätzliches Blütenangebot und Früchte als Nahrung für Vögel. Insgesamt wird die Anlage gut angenommen: Das Gestänge wird von Vögeln für den Nestbau genutzt, es wurde auch schon ein jagender Bussard unter den Modulen beobachtet.- Das Projekt APV Obstbau – Agri-Photovoltaik als Resilienzkonzept zur Anpassung an den Klimawandel im Obstbau
KNE-Podcast: Die Erneuerbaren und das „überragende öffentliche Interesse“
Neue Erkenntnisse zu Flughöhen und Flugaktivitäten von Rotmilanen
KNE-Lesetipp
Pfeiffer, T., Meyburg, B.-U. (2022): Flight altitudes and flight activities of adult Red Kites (Milvus milvus) in the breeding area as determined by GPS telemetry. Die statistische Auswertung von Telemetriedaten brütender Rotmilane liefert weitere Erkenntnisse zu Flughöhen und Flugaktivitäten der Vögel während der Brutzeit. Diese sind in Bezug auf die Beurteilung von Kollisionsrisiken von Rotmilanen an Windenergieanlagen relevant. Der Rotmilan gilt derzeit als an Windenergieanlagen kollisionsgefährdete Brutvogelart und spielt bei der Genehmigung neuer Anlagen häufig eine Rolle. Möglichst genaue Kenntnisse über die Flugaktivität und Flughöhen der Tiere können zu einer verbesserten Beurteilung Berücksichtigung der Art in artenschutzrechtlichen Prüfungen des Tötungs- und Verletzungsrisikos führen und zu einer zielgerichteten Ausgestaltung von Schutzmaßnahmen beitragen.Inhalte der Studie
Die Forschenden besenderten in einem Zeitraum von 2012 bis 2018 insgesamt 29 Rotmilane in der Umgebung von Weimar (Thüringen) mit GPS-Loggern und darin integrierten Beschleunigungssensoren. Die damit gewonnenen Daten wurden statistisch hinsichtlich der Flugaktivität während der verschiedenen Brutzeitphasen, des tageszeitlichen Beginns und Endes der Flugaktivität sowie der Flughöhen ausgewertet. Zusätzlich wurden in der Datenanalyse als erklärende Variablen die Wetterparameter Niederschläge, Sonnenscheindauer und Windgeschwindigkeit, um eventuelle Effekte auf die Flugaktivität abzuschätzen.Erkenntnisse
Der morgendliche Aktivitätsbeginn fiel am häufigsten direkt mit dem Sonnenaufgang zusammen. Die Wetterparameter hatten allerdings keinen nennenswerten Einfluss auf den Aktivitätsbeginn. In den Mittagsstunden und am frühen Nachmittag lag der Zeitanteil, an denen die Rotmilane fliegend verbrachten am höchsten. Je nach Brutzeitphase lag der Zeitanteil bei den Männchen in den Mittagsstunden bei 30 bis 80 Prozent. Die Flugzeit der Männchen war durchschnittlich zweieinhalbfach höher als die der Weibchen. Letztere verbrachten mehr Zeit auf, am und in der Nähe des Nestes. Das Ende der tageszeitlichen Flugaktivität lag deutlich vor Sonnenuntergang – bei Männchen rund anderthalb Stunden davor, bei den Weibchen sogar zweieinhalb Stunden davor. Die Auswertung der Höhendaten ergab, dass die Rotmilane während der Nahrungssuche niedrige Höhen zwischen fünf und 60 Meter nutzen. Der Anteil lag bei 56 Prozent. Weibchen flogen häufiger in niedrigeren Höhen als Männchen. Größere Höhen wurden zunehmend weniger genutzt und dienten eher zum Überwinden größerer Entfernungen. Der Anteil an Flughöhen über 250 Meter (bis zu 1.600 Metern) lag bei Männchen bei knapp sieben Prozent, bei Weibchen lediglich bei einem Prozent. Innerhalb der Flüge wurde regelmäßig konstante Wechsel der Flughöhen registriert. Höhere Windgeschwindigkeiten und - noch stärker – längere Sonnenscheindauer führten zu einer erhöhten Flugaktivität. Höhere Windgeschwindigkeiten führten aber insgesamt zu niedrigeren Flughöhen, längere Sonnenscheindauern hingegen zu höheren. Niederschläge hatten statistisch keinen relevanten Einfluss auf Flugaktivität und Flughöhen. Dies widerspricht laut Aussagen der Forschenden allerdings u. a. lokalen Sichtbeobachtungen, in deren Rahmen Rotmilane bei Niederschlägen eine verminderte Flugaktivität aufwiesen. Sie führen die von den Sichtbeobachtungen abweichenden Ergebnisse auf die sehr grob aufgelösten Durchschnittsdaten zurück, die zeitlich und lokal konzentrierte Niederschläge in den Sommermonaten nicht abbilden können.Einordnung
Insbesondere die von der Autorenschaft ermittelten Höhendaten belegen, dass Rotmilane in der Brutzeit mehr als ein Drittel ihrer Flugzeit in Höhen der Rotoren moderner Windenergieanlagen und damit in potenziell kollisionsrelevanten Höhen verbringen. In den Grundzügen kommen die Autoren diesbezüglich zu ähnlichen Ergebnissen wie andere deutsche Studien. Die Ergebnisse zu Flughöhen und Flugaktivitäten dieser und weiterer noch laufender Telemetrie-Studien, zum Beispiel im NatForWINSENT-Projekt des Bundesamtes für Naturschutz oder dem Eurokite-Projekt, werden weitere Kenntnisse hervorbringen. Flugaktivität und Flughöhen spielen für die probabilistische Prognose von Kollisionsrisiken eine Rolle. Auch für die zielgerichtete Ausgestaltung von Schutzmaßnahmen sind derartige Erkenntnisse wichtig. Je detaillierter und abgesicherter das Wissen zur tages- und brutzeitlichen Flugaktivität kollisionsgefährdeter Vögel ist, desto effektiver und präziser lassen sich womöglich Kollisionsrisiken minimieren. Temporäre Abschaltzeiten könnten beispielsweise auf Zeiträume mit den höchsten Flugaktivitäten bzw. höchsten Risiken gelegt werden. Zu Zeiten mit stark verringerter Flugaktivität könnten die Windenergieanlagen hingegen weiterlaufen. Der englischsprachige Artikel bietet einen vertieften Einblick in die angewendeten Methoden und die daraus gezogenen Erkenntnisse und stellt einen interessanten Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Kollisionswahrscheinlichkeit dar.- Link zum Artikel (frei verfügbar, in Englisch)
Naturverträgliche Energiewende – auch Thema auf dem DNT 2022
36. Deutscher Naturschutztag
Unter dem Motto: „Naturschutz jetzt! Natur. Landnutzung. Klima.“ haben sich die Teilnehmenden des Deutschen Naturschutztages 2022 mit drängenden Fragen beschäftigt, die sich insbesondere durch die Landnutzung ergeben: Welche neuen politischen Rahmenbedingungen zeichnen sich ab, welche neuen Strategien benötigen wir, wie können die negativen Auswirkungen auf Biodiversität, Böden, Gewässerhaushalt und Klima schnellstmöglich und nachhaltig gemindert werden und wie muss die Gesellschaft mitagieren? Zudem wurden die aktuellen Herausforderungen beim schnellen Ausbau erneuerbarer Energien sowie das Thema Restaurierung und Klimaanpassung, bezogen auf die Ökosystemleistungen von Wald, Mooren, Seen und Wattenmeer aufgegriffen und diskutiert (Quelle: DNT).Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen
Energiewende in Brandenburg: Mediationsfonds des Landes steht bereit
- Weitere Informationen zum KNE-Mediationspool.
KNE-Podcast: Artenhilfsprogramme – Aktueller Stand, Fragen und Herausforderungen
Globale Energiewende stagniert
KNE-LESETIPP
Ernüchterndes Fazit des Renewable Energy Policy Network 21
Im jüngsten Bericht des Renewable Energy Policy Network 21 (REN21) wird der aktuelle Status der erneuerbaren Energien grundsätzlich zwar als positiv beschrieben, jedoch erfolgen der weltweite Ausbau und die Nutzung der Erneuerbaren viel zu langsam, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hat zwar in den vergangenen fünf Jahren merklich zugenommen, aber in den Bereichen Wärme, Kälte und Verkehr geschehe zu wenig, so im Renewables 2020 Global Status Report (englisch) nachzulesen. Zudem dominieren die fossilen Brennstoffe nach wie vor die weltweiten Energiesysteme. Der Anteil von Kohle, Gas und Öl liegt weiterhin bei fast 80 Prozent am Gesamtenergieverbrauch. Darüber hinaus nehmen der weltweite Energiebedarf und der -verbrauch stetig zu. Sollte nicht unverzüglich in allen Sektoren auf effiziente und erneuerbare Energien umgestellt werden, werde der Klimawandel ungebremst und dramatisch fortschreiten.Anteil der Erneuerbaren stagniert durch steigenden Energieverbrauch
Der Anteil der erneuerbaren Energien insgesamt am Endenergieverbrauch über alle Sektoren nimmt nur unwesentlich zu. Für das vergangene Jahrzehnt ist praktisch kein Wachstum zu erkennen. 2009 lag der Anteil erneuerbaren Energien bei 10,6 Prozent, 2019 bei 11,7 Prozent und im Jahr 2020 bei 12,6 Prozent – das ist eine Zunahme von gerade mal zwei Prozentpunkten im genannten Zeitraum. Die Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Energien finde damit nicht statt, so die Autorenschaft des Berichtes. Dabei waren erhebliche Zuwächse bei den Erneuerbaren-Kapazitäten zu verzeichnen, 314.000 Megawatt wurden im Stromsektor neu installiert. Jedoch habe der weltweit steigende Energieverbrauch den Ausbau der Erneuerbaren gewissermaßen "neutralisiert“, insbesondere nach der Corona-Pandemie sei ein starker Anstieg des Energieverbrauchs zu verzeichnen. Die Pandemie habe durch den außerordentlichen Wirtschaftseinbruch nur kurzfristig die energiebedingten CO2-Emissionen reduziert.Fazit
Der Status Quo der Erneuerbaren weltweit sei weitgehend das Ergebnis der Politik und der Regulierung. Die entscheidenden Hindernisse in den Bereichen Wärme, Kälte und Verkehr müssten durch entschlossenes politisches Handeln aus dem Weg geräumt werden. Kurz- und langfristige Ziele und Pläne für den Umstieg auf erneuerbare Energien in Verbindung mit klaren Ausstiegsdaten für fossile Brennstoffe seien unbedingt notwendig. “Es ist klar, dass erneuerbarer Strom heute etabliert ist, und es ist großartig das zu sehen. Aber die Fortschritte in diesem Teilbereich sollten uns nicht zu der Annahme verleiten, dass die erneuerbaren Energien ein Selbstläufer sind. Die Regierungen müssen über wirtschaftliche Konjunkturpakete hinaus grundlegende Maßnahmen ergreifen und die Voraussetzungen für eine Umstellung auf ein effizientes und erneuerbares Energiesystem schaffen. Weltweit. Sofort.“ erklärt REN21-Präsident Arthouros Zervos in einer Pressemitteilung (PR REN21, 16.06.2022).-
Der ausführliche Bericht mit allen Zahlen und Fakten (frei verfügbar, englisch)