28.09.2024

Kommunale Akteure im Gespräch im Solarpark in Eggesin

Regionaler Workshop in Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des FuE-Projektes SuN-divers

Wie sehen naturverträgliche Solarparks in der Praxis aus? Am 24. September 2024 fand in Eggesin der vierte regionale Workshop im Rahmen des FuE-Projektes „Solarenergie und Naturschutz: Mehr Biodiversität in Solarparks umsetzen“ (SuN-divers) statt. Teil des Workshops war auch die Besichtigung des Solarparks auf den Konversionsflächen einer ehemaligen Kaserne.

Im Naturparkzentrum am Stettiner Haff in Eggesin trafen sich mehr als 20 Teilnehmende aus Gemeinden, Landkreisen, Planungsbüros sowie Projektentwickler und einzelne Landesakteure. Themen des Workshops und der anschließenden Exkursion war die Fragen, wie Solarparks naturverträglich gestaltet werden können und welche Herausforderungen und Chancen bei der Umsetzung bestehen.

Informationsaustausch und Diskussion

Elisabeth Wolfram (KNE) informierte darüber, warum Energiewende und Biodiversitätsförderung bei der Gestaltung von Solarparks kombiniert werden und welche Synergien dadurch entstehen können. Im Vortrag wurden die möglichen Auswirkungen von Solarparks auf die Natur aufgezeigt und Anregungen geboten, an welchen Punkten im Bauleitverfahren sowie darüber hinaus für Kommunen die Möglichkeit besteht, auf eine naturverträgliche, biodiversitätsfreundliche Ausgestaltung hinzuwirken.  Die Teilnehmenden brachten sich mit vielen Beiträgen aus der eigenen Praxis in den von Simone Zeil (KNE) moderierten Austausch ein. Es wurde deutlich, dass die stark zunehmenden Flächennutzungskonflikte, gepaart mit einer Überlastung der kommunalen Strukturen und der Beschleunigung des Ausbaus der Photovoltaik-Freiflächenanlagen für alle Akteure eine große Herausforderung ist. Orientierung könnten vorausschauende Planungsinstrumente und partizipative Beteiligungsprozesse sein. Mit Hilfe von Grundsatzbeschlüssen oder kommunalen Standortkonzepten können Kommunen im Umgang mit beantragten Vorhaben einen Orientierungsrahmen schaffen. Eine vorausschauende Standortwahl ist ein Schlüsselelement für den Erhalt oder die Förderung lokaler Artenvielfalt.

Die wenigsten Kommunen sind jedoch mit ausreichend personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet, um solch komplexe Konzepte zu erstellen. Wir erfuhren aus der Praxis, dass erste Lösungsansätze durch die Bündelung der Kapazitäten aus mehreren Gemeinden erprobt werden. Eine transparente Kommunikation vor Ort mit allen Beteiligten sei in jeder Hinsicht sinnvoll und notwendig. Der KNE-Pool für Prozessgestaltung, Mediation und Moderation bietet Unterstützung in diesen Verfahren an.

Im Weiteren diskutierten die Teilnehmenden konkrete Fragen zur Planung und Umsetzung von naturverträglichen Photovoltaik-Projekten in der Fläche. Die Diskussionen rund um Umsetzung von Kompensations- und Artenschutzmaßnahmen machten deutlich, dass die Umsetzung von naturnahen Photovoltaik-Freiflächenanlagen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen ein Ziel aller Teilnehmenden darstellt. Die Teilnehmenden wollen weiter in Kontakt bleiben.

Exkursion zum Solarpark in Eggesin

Timur Hauck (Teamleiter Natur- und Artenschutz, EnBW Energie Baden – Württemberg AG) und Patrick Vonwiller (Technischer Leiter, EnBW Energie Baden – Württemberg AG) führten die Teilnehmenden in den Solarpark in Eggesin. Diese schon seit 2019 in Betrieb befindliche Anlage wurde auf einem ehemaligen Kasernengelände errichtet. Die Konversionsflächen sind von Silbergraswiesen und Sandmagerrasen geprägt. Dies bietet vielen Arten, wie z. B. der Sandstrohblume ein wertvolles und selten gewordenes Habitat. Durch die professionelle Beweidung eines Schäfermeisters, werden die Flächen im Solarpark – unter wie neben den Modulreihen- gepflegt und frei von Bäumen und Büschen gehalten. So kann die bestehende Vielfalt an Arten erhalten werden, die auf offene, magere Standorte angewiesen sind – bei gleichzeitiger Gewinnung solarer Energie. Welche Herausforderungen in der Pflege von Solarparks durch Schafe bestehen, konnte der Schäfermeister sehr anschaulich und mit viel Erfahrung aus dem Beweidungsmanagement von mehreren Solarparks und Naturschutzflächen berichten. Zum Erhalt der bereits vor dem Bau hochwertigen Artenvielfalt auf dem Gelände tragen großflächige besonnte Streifen zwischen den Modulreihen bei.

Noch mehr tiefgreifender fachlicher Austausch gewünscht

In der Abschlussrunde wurde viel positives Feedback zum Austausch und zur Besichtigung eines naturverträglichen Solarparks geteilt. Gleichzeitig blieben viele fachlich vertiefende Fragen offen. Wie und wer kann die Pflege und das Monitoring von naturschutzfachlichen Maßnahmen im Solarpark langfristig leisten? In welchen Foren können naturschutzfachliche Fragestellungen besser zwischen Verwaltung und Praxis miteinander verhandelt werden? Wie können Kommunen unterstützt werden, sich aktiv und gestaltend in eine naturverträgliche Flächenplanung einzubringen?

Vielen Dank an alle Beteiligten für diesen sehr interessanten und aufschlussreichen Workshop.

Solarenergie und Naturschutz: Mehr Biodiversität in Solarparks umsetzen

Das FuE-Projekt „Solarenergie und Naturschutz: Mehr Biodiversität in Solarparks umsetzen – SuN-divers“ soll dazu beitragen, dass Naturschutzbelange bei der Implementierung von Solarparks auf kommunaler Ebene stärker als bisher Berücksichtigung finden. Um diese Ziele zu erreichen, werden verschiedene Veranstaltungsformate genutzt. Hierzu zählen online durchgeführte Workshops, Werkstattgespräche in kleiner Runde und bundesweite Veranstaltungen für eine große Teilnehmendenzahl sowie die regionalen Workshops vor Ort mit Exkursionen zu guten Beispielen von naturverträglich gestalteten Solarparks. Die Ergebnisse aus den Fachgesprächen und dem Artenschutzgutachten werden zusammengeführt und in einer Informationsbroschüre für die an Solarparks beteiligten Akteure aus Kommunen/Kreisen, Verbänden und Landwirtschaft aufbereitet.

Die nächsten regionalen Workshops mit Besichtigungen von Solarparks sind bereits geplant Alle Informationen dazu sind auf der Internetseite zum FuE-Projekt „SuN-divers“ zu finden.

Projektseite: FuE-Vorhaben Solarenergie und Naturschutz
Das Projekt „SuN-divers“ wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

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